Anglerlatein

Mit Kannonen auf Spatzen, Nein Danke! - Ultralight am Forellenbach

21:03:00Abgemetert




So schaut`s aus

Mein Heimatgewässer ist ein malerisch gelegener Forellenbach in Hessen. Über mehrere Kilometer erstreckt sich unsere Vereinsstrecke durch zahlreiche Wiesen hindurch und teilweise am Waldrand entlang. Früh morgens steigt in strömungsreicheren Gebieten der Wasserdampf langsam in den von der Sonne immer heller erleuchteten Himmel. Viele Gumpen/Krater, die zum Teil bis zu 2 m tief sein können, säumen den Weg entlang des im Durchschnitt etwa 3m breiten Gewässers:


Wieso, weshalb, warum

Fliegen, Würmer und Maden sind bei uns traditionelle Forellenköder. Meine Baustelle ist aber das Angeln mit Kunstködern. Bisher haben meine Freunde und ich von herkömmlichen Spinnern und Blinkern, bis hin zu Wobblern jeglicher Art, fast die gesamte Angebotspalette ausprobiert. Insbesondere der Chubby Minnow von Illex konnte unsere rotgetupften Bachbewohner immer wieder zum Anbiss verleiten. Nach einer tollen Vorjahressaison, stellte sich aber der eine oder andere Problemfall dar. In flachen und strömungsreichen Gebieten waren der Chubby und viele seiner Kollegen nicht einsetzbar. Eine zu große Hängergefahr gepaart mit einem schlechten Laufverhalten in der starken Strömung haben uns dort eher zu Spinnern greifen lassen, wobei jedoch die Hängergefahr leider weiterhin bestand. Ein anderes Problem waren kleine, tiefere Gumpen. Hierüber konnten wir mit Spinnern und Wobblern nur hinwegfischen. Für tieftauchende Wobbler sind viele solcher guten Forelleneinstände einfach zu klein, da es zu lange dauert bis die benötigte Tiefe erreicht wird. Sollte also doch kein Weg an Wurm & Co vorbeigehen? Doch, es gibt Alternativen:


Aufgrund der vielen positiven Berichte über das Angeln mit Gummiködern der Ultralight-Klasse auf Barsch und Zander, kam ich auf die Idee mit eben solchen Gummis auf die Forellenpirsch zu gehen. Dass mir dieser Einfall viele unvergessliche Stunden, Adrenalinstöße und unglaublich schöne Momente beschert hat, sei bereits jetzt verraten. Nun aber wieder der Reihe nach.

Tackle & Co

Gesagt, getan. Sofort wurden diverse kleine Gummifische und Twister bestellt. Mit klein meine ich übrigens richtig klein. Alle bestellten Köder waren zwischen 1,5“ und 2,5“ „groß“. Bei den Jigköpfen ist meine Wahl dementsprechend auf die Mini-Versionen gefallen. 

Nach meinen Erfahrungen steigt mit der Ködergröße auch die Verlustrate bei Anbissen proportional nach oben. Schaut man sich das relativ kleine Maul der Salmoniden an, ist das auch verständlich. Hinzu kommt, dass wir die Fische mit derartigen Kunstködern vielmehr aus Reiz und nicht immer zwecks Nahrungsaufnahme zum Anbiss verleiten. Keiner meiner Mini-Köder wurde in der Testphase vollständig verschluckt. Zu kleine Fische waren daher auch nicht verletzt und konnten problemlos wieder zurück in ihr Element:
     Der große Tauwurm zum Beispiel wird oftmals eher langsam und leider tief genommen. Bei Wobblern, Spinnern und natürlich auch bei Gummis handelt es sich in vielen Fällen um Reizattacken. Der erste Biss muss somit sitzen und in genau diesen Fällen punkten logischerweise kleine Köder.


Als Rute dienten mir eine Berkley Skeletor mit 2-12g Wurfgewicht und eine Illex Ashura Delivrance Finesse Special mit 0,9-7g Wurfgewicht. Eine 1000er oder 2000er Spinnrolle mit gut einstellbarer Frontbremse ist absolut ausreichend.

Bei der Forellenpirsch habe ich übrigens immer eine 0,16er oder 0,18er monofile Schnur auf der Spule und das hat seinen Grund:
Will eine Rotgetupfte ihr Revier gegen den künstlichen Eindringling verteidigen, hat man meist nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit für einen Anschlag. Eine richtig hart eingestellte Bremse ist somit Pflicht. Getreu dem Motto „Die Mischung machts“ erhalte ich durch die monofile Schnur zumindest eine geringe Dehnung. So verwandelt man im Eifer des Gefechtes (-> plötzliche und kurze Reizattacken) einen Anbiss ohne kräftigen Anschlag und hat dennoch etwas Spiel. Der Hacken sitzt und die Gefahr des Aufschlitzens ist minimiert:

 Los geht’s

Nach vielen theoretischen Gehversuchen, konnten schließlich die ersten Praxistests am Wasser erfolgen. Die Rute sollte übrigens fertig montiert und der Köder unserer Wahl angebracht sein, erst dann geht es ab zu dem vermeintlichen Hotspot. Auf diese Art wird der Lärmpegel niedrig gehalten, verschrecken wollen wir unser vorsichtiges Zielobjekt nämlich nicht:
Weiterhin stelle ich mich nie direkt an den Spot, sondern zwei bis drei Meter daneben. Womit wir schon bei der Kleidung wären. Nach meinen Erfahrungen spielt es absolut keine Rolle ob der Angler in gedeckten Olivfarben das Gewässer unsicher macht oder eben im grellen T-Shirt Fische fangen will:
Wir stellen uns ohnehin nicht direkt über oder vor den Fisch. Wichtig ist hingegen ein Blick für die guten Stellen. Gumpen (tiefe Krater, Erdlöcher), Wurzeleinwachsungen in das Bachbett hinein, unterspülte Kurvenbereiche, sauerstoffreiche Gebiete (nach kleinen Wehren, Dämmen, natürlichen Verengungen) und Einläufe von kleinen Nebenbächen gehören erfahrungsgemäß zu den besten Anlaufstellen:
Endlich am Wasser wurde ein 1,75“ Grass Minnow von Keitech in das kühle Nass befördert. Kurz absinken und gleichzeitig mit der Strömung etwas abtreiben lassen. Bügel umklappen. Ankurbeln. Biss. Anschlag. Ab. Schade, aber ich habe es weiter probiert und bin zur nächsten Stelle marschiert. Langsam durch die Büsche. Wurf. Absinken und etwas treiben lassen. Bügel umklappen. Einkurbeln. Nichts. Beim zweiten Versuch an der gleichen Stelle hatte ich dann einen Nachläufer bis vor meine Füße. Dreimal wollte sich die Lady meinen Köder schnappen. Keine der drei Attacken konnte ich verwerten:
Diese Prozedur hatte sich noch zwei Mal wiederholt, bis ich letztlich resigniert die sprichwörtliche Flinte in das Korn geschmissen habe. Abends war somit Kriegsrat angesagt. Wo liegt der Fehler? Meine Auswahl war auf Gamakatsu Minijigs der Größe 6 beschränkt. Bei 1“ (3,5cm) Kopytos ist diese Größe in Ordnung. Bei allen anderen Gummis stellte ich auf die 1,75 g Fin-S Shad Heads bzw. auf Gamakatsu Minijigs der Größe 4 um. Die Haken waren ab sofort besser zu greifen und nicht mehr zu nahe am Köder.
Mit frischem Elan ging es kurze Zeit später erneut los:
Bereits am ersten Spot konnte ich zwei wunderbare Forellen (32 und 34 cm) zur Fotosession einladen. Dass der Appetit auf Minigummis bei Forellen groß ist, konnte ich schon vorher spüren. Nun war klar, dass die feinen Teilchen auch funktionieren. Der Bann war gebrochen:
-> Jigköpfe sollten an einem Forellenbach so klein wie möglich sein, aber nicht zu klein. Der Einzelhaken muss ein gutes Stück herausschauen, damit er auch sein Ziel finden kann. Das Gewicht kann zwischen 1 bis 3 Gramm liegen, da die Köder nicht zu schnell auf dem Grund verschwinden sollen. Hänger werden mit geringen Gewichten zumindest minimiert. Wir können flexibler angeln und mit der Strömung arbeiten. Tiefere Gumpen werden dennoch erreicht.


Ende gut, alles gut

In der darauffolgenden Zeit konnte ich bei jeder Tour Forellen zum Tanz bitten und wenn nicht auf jeden Fall eine Menge Spaß haben:

Durch zügiges Fischen durch die Strömung oder langsames Zupfen am Grund, habe ich im Durchschnitt pro Angeltag mehr Fische gefangen, als mit Hilfe von Hardbaits oder Spinnern. Der wirklich bemerkenswerteste Fakt ist die Durchschnittsgröße der Fische. Lässt man den Köder aufgrund eines Spinnstops in einer Gumpe absinken, zupft ihn kurz an oder lässt ihn stehen, provoziert das Fische, die vorher schier unerreichbar waren und das sind nun mal meist die großen und erfahrenen Prachtexemplare:
Meine Farben hatte ich überwiegend gedeckt gewählt. Selbst bei stark getrübtem Wasser verbuchte ich Bisse auf natürliche Dekors. Um zur Abwechslung Kontrast in das Spiel bringen zu können, habe ich zusätzlich weiße Dekors (zum Beispiel: grün-weiss) in meine Köderbox geladen. Somit hatte ich immer eine Alternative zur Natürlichkeit und musste nicht zu harte Schockfarben wie beispielsweise „Firetiger“ benutzen. Genau diese Mischung hatte es letztlich für mich gebracht. Alle von mir gewählten Farbmuster fingen ihre Fische und das während jeder Jahreszeit, denn aufgrund des unglaublichen Erfolgs habe ich die komplette letzte Saison mit diesen Ködern durchgezogen. Selbst dicke Bachbarsche hatten die Minis zum Fressen gern:

Und so geht’s weiter

Der geliebte Chubby Minnow hat immer noch seinen festen Platz in meiner Box. Gummis wie der 1“ Kopyto Classic, der 1,75“ Grass Minnow von Keitech oder sehr gerne auch der 1.75“ Sleek Shad von Mayson haben mich Hardbaitfetischisten ordentlich überzeugt und sind in Zukunft fester Bestandteil meiner Köderbox. Vergesst aber ja nicht ab und an den lieben Gott, lieben Gott sein zu lassen:

Alle erwähnten Köder sowie Jigköpfe bekommt ihr zum Beispiel bei www.camo-tackle.de . Schaut dort doch einfach mal rein, stöbert ein bisschen und probiert die kleinen Biester aus. Mit dem richtigen Riecher und etwas Geduld zeigt ihr den Bachforellen in eurem Gewässer was eine richtige Harke ist.

P.S.: Denkt bitte daran Fische mit feuchten Händen, am besten direkt im Wasser, wieder abzuhaken und selbstverständlich könnt ihr euch natürlich gerne ab und an eine leckere „Abendbrotforelle“ schmecken lassen. Der Mittelweg macht´s.

Gummi ole´ & Petri heil!

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3 Kommentare

  1. In was für einem Verein bist du?

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    1. Schreibe mir einfach mal, dann gibts mehr Infos ;-)
      abgemetert@gmail.com

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  2. Schöner Artikel. Euer Blog gefällt mir echt gut. Macht weiter so!

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