So schaut`s aus
Mein Heimatgewässer ist ein malerisch gelegener Forellenbach in Hessen.
Ãœber mehrere Kilometer erstreckt sich unsere Vereinsstrecke durch zahlreiche
Wiesen hindurch und teilweise am Waldrand entlang. Früh morgens steigt in
strömungsreicheren Gebieten der Wasserdampf langsam in den von der Sonne immer
heller erleuchteten Himmel. Viele Gumpen/Krater, die zum Teil bis zu 2 m tief
sein können, säumen den Weg entlang des im Durchschnitt etwa 3m breiten
Gewässers:
Wieso, weshalb,
warum
Fliegen, Würmer
und Maden sind bei uns traditionelle Forellenköder. Meine Baustelle ist aber
das Angeln mit Kunstködern. Bisher haben meine Freunde und ich von
herkömmlichen Spinnern und Blinkern, bis hin zu Wobblern jeglicher Art, fast
die gesamte Angebotspalette ausprobiert. Insbesondere der Chubby Minnow von
Illex konnte unsere rotgetupften Bachbewohner immer wieder zum Anbiss
verleiten. Nach einer tollen Vorjahressaison, stellte sich aber der eine oder
andere Problemfall dar. In flachen und strömungsreichen Gebieten waren der
Chubby und viele seiner Kollegen nicht einsetzbar. Eine zu große Hängergefahr
gepaart mit einem schlechten Laufverhalten in der starken Strömung haben uns
dort eher zu Spinnern greifen lassen, wobei jedoch die Hängergefahr leider
weiterhin bestand. Ein anderes Problem waren kleine, tiefere Gumpen. Hierüber
konnten wir mit Spinnern und Wobblern nur hinwegfischen. Für tieftauchende
Wobbler sind viele solcher guten Forelleneinstände einfach zu klein, da es zu lange
dauert bis die benötigte Tiefe erreicht wird. Sollte also doch kein Weg an Wurm
& Co vorbeigehen? Doch, es gibt Alternativen:
Aufgrund der
vielen positiven Berichte über das Angeln mit Gummiködern der Ultralight-Klasse
auf Barsch und Zander, kam ich auf die Idee mit eben solchen Gummis auf die
Forellenpirsch zu gehen. Dass mir dieser Einfall viele unvergessliche Stunden,
Adrenalinstöße und unglaublich schöne Momente beschert hat, sei bereits jetzt
verraten. Nun aber wieder der Reihe nach.
Tackle & Co
Gesagt, getan.
Sofort wurden diverse kleine Gummifische und Twister bestellt. Mit klein meine
ich übrigens richtig klein. Alle bestellten Köder waren zwischen 1,5“ und 2,5“
„groß“. Bei den Jigköpfen ist meine Wahl dementsprechend auf die Mini-Versionen
gefallen.
Nach meinen Erfahrungen steigt mit
der Ködergröße auch die Verlustrate bei Anbissen proportional nach oben. Schaut
man sich das relativ kleine Maul der Salmoniden an, ist das auch verständlich.
Hinzu kommt, dass wir die Fische mit derartigen Kunstködern vielmehr aus Reiz
und nicht immer zwecks Nahrungsaufnahme zum Anbiss verleiten. Keiner meiner
Mini-Köder wurde in der Testphase vollständig verschluckt. Zu kleine Fische
waren daher auch nicht verletzt und konnten problemlos wieder zurück in ihr
Element:
Der große Tauwurm zum Beispiel wird oftmals eher
langsam und leider tief genommen. Bei Wobblern, Spinnern und natürlich auch bei
Gummis handelt es sich in vielen Fällen um Reizattacken. Der erste Biss muss
somit sitzen und in genau diesen Fällen punkten logischerweise kleine Köder.
Als Rute
dienten mir eine Berkley Skeletor mit 2-12g Wurfgewicht und eine Illex Ashura
Delivrance Finesse Special mit 0,9-7g Wurfgewicht. Eine 1000er oder 2000er
Spinnrolle mit gut einstellbarer Frontbremse ist absolut ausreichend.
Bei der
Forellenpirsch habe ich übrigens immer eine 0,16er oder 0,18er monofile Schnur
auf der Spule und das hat seinen Grund:
Will eine
Rotgetupfte ihr Revier gegen den künstlichen Eindringling verteidigen, hat man
meist nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit für einen Anschlag. Eine richtig
hart eingestellte Bremse ist somit Pflicht. Getreu dem Motto „Die Mischung
machts“ erhalte ich durch die monofile Schnur zumindest eine geringe Dehnung.
So verwandelt man im Eifer des Gefechtes (-> plötzliche und kurze
Reizattacken) einen Anbiss ohne kräftigen Anschlag und hat dennoch etwas Spiel.
Der Hacken sitzt und die Gefahr des Aufschlitzens ist minimiert:
Los geht’s
Nach vielen theoretischen
Gehversuchen, konnten schließlich die ersten Praxistests am Wasser erfolgen.
Die Rute sollte übrigens fertig montiert und der Köder unserer Wahl angebracht
sein, erst dann geht es ab zu dem vermeintlichen Hotspot. Auf diese Art wird
der Lärmpegel niedrig gehalten, verschrecken wollen wir unser vorsichtiges
Zielobjekt nämlich nicht:
Weiterhin stelle ich mich nie direkt
an den Spot, sondern zwei bis drei Meter daneben. Womit wir schon bei der
Kleidung wären. Nach meinen Erfahrungen spielt es absolut keine Rolle ob der
Angler in gedeckten Olivfarben das Gewässer unsicher macht oder eben im grellen
T-Shirt Fische fangen will:
Wir stellen uns ohnehin nicht direkt
über oder vor den Fisch. Wichtig ist hingegen ein Blick für die guten Stellen.
Gumpen (tiefe Krater, Erdlöcher), Wurzeleinwachsungen in das Bachbett hinein,
unterspülte Kurvenbereiche, sauerstoffreiche Gebiete (nach kleinen Wehren,
Dämmen, natürlichen Verengungen) und Einläufe von kleinen Nebenbächen gehören
erfahrungsgemäß zu den besten Anlaufstellen:
Diese Prozedur hatte sich noch zwei Mal wiederholt, bis ich letztlich resigniert die sprichwörtliche Flinte in das Korn geschmissen habe. Abends war somit Kriegsrat angesagt. Wo liegt der Fehler? Meine Auswahl war auf Gamakatsu Minijigs der Größe 6 beschränkt. Bei 1“ (3,5cm) Kopytos ist diese Größe in Ordnung. Bei allen anderen Gummis stellte ich auf die 1,75 g Fin-S Shad Heads bzw. auf Gamakatsu Minijigs der Größe 4 um. Die Haken waren ab sofort besser zu greifen und nicht mehr zu nahe am Köder.
Mit frischem
Elan ging es kurze Zeit später erneut los:
Bereits am
ersten Spot konnte ich zwei wunderbare Forellen (32 und 34 cm) zur Fotosession
einladen. Dass der Appetit auf Minigummis bei Forellen groß ist, konnte ich
schon vorher spüren. Nun war klar, dass die feinen Teilchen auch funktionieren.
Der Bann war gebrochen:
-> Jigköpfe
sollten an einem Forellenbach so klein wie möglich sein, aber nicht zu klein.
Der Einzelhaken muss ein gutes Stück herausschauen, damit er auch sein Ziel
finden kann. Das Gewicht kann zwischen 1 bis 3 Gramm liegen, da die Köder nicht
zu schnell auf dem Grund verschwinden sollen. Hänger werden mit geringen
Gewichten zumindest minimiert. Wir können flexibler angeln und mit der Strömung
arbeiten. Tiefere Gumpen werden dennoch erreicht.
Ende gut, alles
gut
In der
darauffolgenden Zeit konnte ich bei jeder Tour Forellen zum Tanz bitten und
wenn nicht auf jeden Fall eine Menge Spaß haben:
Durch zügiges
Fischen durch die Strömung oder langsames Zupfen am Grund, habe ich im
Durchschnitt pro Angeltag mehr Fische gefangen, als mit Hilfe von Hardbaits
oder Spinnern. Der wirklich bemerkenswerteste Fakt ist die Durchschnittsgröße
der Fische. Lässt man den Köder aufgrund eines Spinnstops in einer Gumpe
absinken, zupft ihn kurz an oder lässt ihn stehen, provoziert das Fische, die
vorher schier unerreichbar waren und das sind nun mal meist die großen und
erfahrenen Prachtexemplare:
Meine Farben
hatte ich überwiegend gedeckt gewählt. Selbst bei stark getrübtem Wasser
verbuchte ich Bisse auf natürliche Dekors. Um zur Abwechslung Kontrast in das
Spiel bringen zu können, habe ich zusätzlich weiße Dekors (zum Beispiel:
grün-weiss) in meine Köderbox geladen. Somit hatte ich immer eine Alternative
zur Natürlichkeit und musste nicht zu harte Schockfarben wie beispielsweise
„Firetiger“ benutzen. Genau diese Mischung hatte es letztlich für mich
gebracht. Alle von mir gewählten Farbmuster fingen ihre Fische und das während
jeder Jahreszeit, denn aufgrund des unglaublichen Erfolgs habe ich die
komplette letzte Saison mit diesen Ködern durchgezogen. Selbst dicke
Bachbarsche hatten die Minis zum Fressen gern:
Und so geht’s
weiter
Der geliebte
Chubby Minnow hat immer noch seinen festen Platz in meiner Box. Gummis wie der
1“ Kopyto Classic, der 1,75“ Grass Minnow von Keitech oder sehr gerne auch der
1.75“ Sleek Shad von Mayson haben mich Hardbaitfetischisten ordentlich
überzeugt und sind in Zukunft fester Bestandteil meiner Köderbox. Vergesst aber
ja nicht ab und an den lieben Gott, lieben Gott sein zu lassen:
Alle erwähnten
Köder sowie Jigköpfe bekommt ihr zum Beispiel bei www.camo-tackle.de
. Schaut dort doch einfach mal rein, stöbert ein bisschen und probiert die
kleinen Biester aus. Mit dem richtigen Riecher und etwas Geduld zeigt ihr den
Bachforellen in eurem Gewässer was eine richtige Harke ist.
P.S.: Denkt
bitte daran Fische mit feuchten Händen, am besten direkt im Wasser, wieder
abzuhaken und selbstverständlich könnt ihr euch natürlich gerne ab und an eine
leckere „Abendbrotforelle“ schmecken lassen. Der Mittelweg macht´s.
Gummi ole´ & Petri heil!
3 Kommentare
In was für einem Verein bist du?
AntwortenLöschenSchreibe mir einfach mal, dann gibts mehr Infos ;-)
Löschenabgemetert@gmail.com
Schöner Artikel. Euer Blog gefällt mir echt gut. Macht weiter so!
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